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39. Bruderschaftstag am 19. November 2005 in Zeltingen-Rachtig

Claudia Müller, Werner Kirchhoff

 

Traditionell werden beim Bruderschaftstag die Regularien behandelt.

 

Werner Kirchhoff berichtet über das aktuelle Weinjahr 2005.

 

In der Zwischenzeit sorgen Martin Schömann und Hans-Georg Dambly für den rechten Wein, der von freundlichen Servicemitarbeiterinnen serviert wird.

Für die musikalische Unterhaltung sorgen Nikolay Tchotschev mit der Trompete, Klaus Bungert am Klavier und Julia Bybker.

 

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Mit einem Glas 1976er Auslese verpflichtet Dr. Harald Schöffling 30 neue Mitglieder per Handschlag und mit Urkunde in die Weinbruderschaft.Von Kristina Klass erhalten Sie einen Führer durch das Moseltal.

 

Ein Menü mit regionalen Produkten, begleitet von korrespondierenden Weinen, begeistert den Gaumen.


Weinjahrgang 2005

Werner Kirchhoff

1. Der Weinjahrgang im Weinberg und Keller

1.1. Temperatur

Die durchschnittliche Temperatur von Januar 2005 bis Oktober 2005 war mit 11,6° C gleich 2004 und 2003. Die Monate Januar, September und Oktober waren wärmer als die in den Vergleichsjahren. Im August war es mit einer durchschnittlichen Temperatur von 16,2° C deutlich kühler als 2004 (19,2° C) und 2003 (21,3° C).

 

1.2. Niederschlag

Die Niederschlagsmengen im Weinjahr 2003 waren mit 597 mm höher als im Weinjahr 2005 (475 mm). In den Wintermonaten (November 2004 bis Februar 2005) fiel deutlicher weniger Niederschlag als 2003. Besonders der Januar 2003 war sehr regenreich. Der Niederschlag im März / April 2005 und im Juli/August 2005 war höher als 2003. Im September/Oktober 2005 konnte weniger Niederschlag als 2003 verzeichnet werden.

 

1.3. Globalstrahlung

Die Globalstrahlung ist auf die horizontale Fläche auf der Erde treffende Sonneneinstrahlung. Sie setzt sich zusammen aus direkter, diffuser und reflektierter Strahlung.

 

Die Globalstrahlung 2003 war in jedem der betrachteten Monate höher als 2005. Besonders im August 2005 war die Strahlung knapp 25% geringer als 2003. In der Summe der Monate war die Globalstrahlung 2005 ca. 10% geringer als 2003 (26.743).

 

2. Phänologie / Das Jahr / Die Jahreszeiten

Der Austrieb 2005 war ca. sechs Tage vor dem langjährigen Mittel (1967 – 2003). Bis zum Blütebeginn (um den 17.06.2005) hatten die Reben optimale Wasser- und Temperaturbedingungen m Wachsen. Der Blütebeginn war ca. vier Tage vor dem langjährigen Mittel. In vielen Gebieten verlief die Blüte hinsichtlich Verblührate und Dauer gut bis befriedigend. Bei der Rebsorte Riesling konnte gebietsweise eine beachtliche Verrieselungsrate festgestellt werden.

 

In verschiedenen Gebieten gab es erhebliche Schäden durch Unwetter. So wurde zum Beispiel in der Region Poltersdorf, Ellenz und Mesenich erheblicher Hagelschaden festgestellt. Die Ertragseinbußen waren teilweise beachtlich. Die günstige Witterung und der korrekte Pflanzenschutz nach dem Ereignis begrenzten den Schaden, so dass die verbleibenden Trauben und Beeren nicht negativ die Qualität beeinflussten.

 

Insgesamt konnte nur wenige Krankheiten an den Rebstöcken oder an der Frucht festgestellt werden. Oidium spielte im Jahr 2005 eine nur unter geordnete Rolle. Die Peronospora wurde durch die Winzer mit den zur Verfügung stehenden Pflanzenschutzmitteln erfolgreich bekämpft (abgesehen von Pero in den Triebspitzen). Dazu waren zusätzliche Bekämpfungsmaßnahmen außerhalb der turnusgemäßen Spritzungen notwendig. Der Primärbefall von Schwarzfäule war nur in wenigen Lagen ein Problem. Die Winzer waren sehr gut aufgeklärt und setzten Mittel mit entsprechenden Nebenwirkungen ein.

 

Oidium = echter Mehltau, kam von Nordamerika = Grau-weißer Staub (Schimmel und Schwefel) Peronospora = falscher Mehltau (Lederbeerenkrankheit), kam auch aus Nordamerika = Ölflecken

 

Bis zum Reifebeginn am 08. August 2005 konnten an der Mosel nur vereinzelt Trockenschäden festgestellt werden. Betroffen waren vor allem Weinberge im zwei bis fünf Jahr Standjahr. Etablierte Anlagen hatten bis zum Reifebeginn keine Schwierigkeiten. Obwohl es im Jahr 2005 weniger regnete als 2003 war der Wasserhaushalt stabil genug, um die Reben zu versorgen. Dies ist u. a. auf die geringe Sonneneinstrahlung und die weniger heißen Tage zurückzuführen. Der Reifebeginn war ca. drei Wochen vor dem langjährigen Mittel.

 

Im August zeigten sich in vielen Weinbergen, bevorzugt in alten Müller-Thurgau-Anlagen, Viruskrankheiten. Viele Winzer konnten ein plötzliches Absterben bzw. Zurückfallen der Reben beobachten. Die Symptome waren in vielen Fällen der Viruskrankheit ESCA zuzuordnen. Die Viruskrankheiten werden in den nächsten Jahren noch verstärkt für Ertragsausfälle sorgen und damit die Erlöse schmälern. Welches Ausmaß die Viruskrankheiten annehmen werden und welche profilfaktischen Maßnahmen durchgeführt werden können, steht noch offen. Insgesamt war der August kühler als in 2003 und 2004. Es gab weniger Sonnenschein und der Himmel war oft bedeckt. Die Weinberge, die im Vegetationsjahr eine Bodenbearbeitung erfahren hatten, bekamen mit dem Regen im August einen Stickstoffschub im September. Dies machte sich im Gesundheitszustand der Trauben bemerkbar. Spät entblätterte Weinberge zeigten ein Sonnenbrand ähnliches Symptom an den Beeren. Diese Symptome könnten zwei Ursachen haben:

 

  1. Die Sonne – bisher ging man davon aus, dass Sonnenbrand an den Trauben nur dann entsteht, wenn die Beere durch fehlende Wasserreserven, die Temperatur nicht regeln kann.
  2. sekundärer Befall von Schwärzfäule. Auffällig ist aber, dass nur die exponierten, der Sonne zugewandten Traubenteile befallen waren. Theorie: Die Sporen kommen besser an die Trauben !?!

Während der Reifemessungen waren die Mostgewichte dem langjährigen Mittel weit voraus. Der Abbau der Säure in der Beere hat schon früh begonnen, so dass Parallelen zum 2003 er gezogen wurden. In der Politik wurde bereits über die Zulassung von Säuerung diskutiert.

 

Die Mostgewichtsentwicklung und der Säureabbau verlangsamten sich im September. Besonders Lagen mit einfachen, wenig tiefgründigen Böden zeigten vermehrt Wasserdefizite. Wahrscheinlich machte sich die fehlende Winterfeuchtigkeit bemerkbar. Die flachgründigen Steillagen, sofern die Bewässerung ausblieb und keine nachhaltige Humusversorgung durchgeführt wurde, konnten der Mostgewichtsentwicklung der Weinberge die eher auf tiefgründigen Böden stehen, nicht mehr Schritt halten und fielen zurück. Erst als die relativ warme Witterung Ende September und Anfang Oktober gepaart mit der hohen Luftfeuchtigkeit (Nebel) den Botrytispilz an den Trauben wachsen ließ, konnten auch in den Steillagen hohe Mostgewichte erzielt werden.

 

Die Ernte begann um den 20. September 2005. Die früh reifen Sorten Müller-Thurgau und Kerner waren in ihrer physiologischen Reife schon sehr weit, dass bis zum 10. Oktober 2005 die Ernte für diese Sorten abgeschlossen war. Bereits während der Müller-Thurgau-Ernte wurden die Burgunder gelesen. Neben Riesling auch Spätburgunder und Dornfelder. In früheren Zeiten gab es noch eine Leseordnung.

 

Die Mostgewichte waren bei allen Nebensorten sehr gut. Besonders hervorzuheben ist der Dornfelder, der zu fast 100 % mehr als 72° Oechsle auswies. Die locker beerigen Spätburgunder, sowie die entblätterten Grau- und Weißburgunder zeigten eine tolle Reife und wurde sehr gesund geerntet.

 

Die Riesling Ernte begann schon Anfang Oktober. Zu diesem Zeitpunkt waren die Trauben noch sehr gesund. Später musste sehr stark selektioniert werden.

 

3. Ernte 2005

Alles in alles war es ein sehr positives Weinjahr 2005. die Winzer haben mit hervorragendem Pflanzenschutz das Laub und die Trauben gesund gehalten. Die einsetzende Fäulnis Mitte/Ende September war auf sehr viele Parameter zurückzuführen. Abkühlung und der Frühnebel sind einige entscheidende Faktoren für das teilweise schnelle Umschlagen der Trauben. Die frühe Ernte erwies sich, auch beim Riesling, als richtig. Der frühe Termin brachte reife und gesunde Trauben, gute Mostgewichte und sorgte für eine gewisse Mengensicherung. Der späte Termin konnte qualitativ überzeugen. Wir können uns auf einen tollen Jahrgang freuen, der nach 2003 und 2004 wieder ein Spitzenwein hervorbringen wird.

 

Die Entwicklung der Weinwirtschaft:

 

Das Weinjahr 2005 setzt die jüngste Folge toller deutscher Jahrgänge fort, denn in Qualität und Menge schaffte es einen hervorragenden Anschluss an das von Hitzerekorden geprägte Ausnahmejahr 2003. Während der Vegetationsperiode sorgten sich die Winzer um die Ernte, dann aber überraschte das sehr gute Ergebnis, das durch die Summe positiver Einzeleffekte bestimmt wurde.

 

In 2005 wurde eine deutsche Weinmosternte eingebracht, die sich auf unter 10 Millionen Hektoliter summierte. Diese Größenordnung liegt unter dem langjährigen Schnitt. Den Verbrauchern werden fruchtig, frische Weine angeboten, die mit moderatem Alkoholgehalt dem aktuellen Trend am Endverbrauchermarkt entsprechen.

 

Der Weinmarkt in Deutschland hat sich vom Absatz her in 2005 gut entwickelt. Man rechnet mit einem Absatz von 16,5 Millionen Hektolitern Stillwein im Jahr 2005. Daraus ergibt sich ein durchschnittlicher Weinkonsum von 20,1 Litern pro Person und Jahr. Das bedeutet ein Plus von 0,3 Litern pro Kopf oder ein gutes Glas Wein mehr als im Vorjahr. Den Zuwachs teilen sich deutscher Wein und ausländische Produkte im Verhältnis 2:1.

 

Die angespannte wirtschaftliche Situation vieler Haushalte führte zu einem veränderten Konsumverhalten. Verteilt man die Handelseinkäufe auf die verschiedenen Einkaufsstätten, verzeichneten die Discounter einen Anteil von 57%. Sie sind damit dem Volumen nach die bedeutendsten Umschlagplätze für Wein in Deutschlands. An zweiter Stelle stehen die Verbrauchermärkte und SB-Warenhäuser mit einem Anteil von 15%. Die Weinfachgeschäfte haben nur noch einen Anteil von 5%.

 

Der Trend zu Rotwein setzte sich auch in 2005 fort und erreichte mit 55% der im Handel eingekauften Weine einen neuen Höchststand. Auch deutsche Rotweine wurden immer beliebter. Im Vergleich zum Vorjahr legten sie um 3% zu. Im Lebensmittelhandel (inklusive Discounter) eroberten einen Marktanteil von 35%, während deutsche Weißweine in diesem Marktsegment einen Anteil von 56% hatten. Der Anteil deutscher Weine insgesamt lag bei geschätzten 45%.

 

Der Export bleibt nach wie vor ein wichtiges Standbein für deutschen Wein. Im Kalenderjahr 2005 wurden 2,5 Millionen Hektoliter in über 110 Länder exportiert. Betrachtet man die Struktur der Weißweine, die im Export dominieren, ist festzustellen, dass neue Produktionskonzepte rund um den Riesling die treibende Kraft dieser positiven Entwicklung sind.

 

4. Fazit

Als bedeutendes Erzeugerland und Weinimporteur Nummer eins ist Deutschland für Weinliebhaber ein Paradies, in dem sich die Angebotsvielfalt kaum noch steigern lässt. Die Verbraucher können sich jederzeit auf kurzen Wegen aus einem internationale Weinangebot bedienen. Rund 70 Länder liefern mittlerweile Weine in den deutschen Markt. Am Absatz orientiert, hat deutscher Wein auf dem Inlandsmarkt den größten Marktanteil mit 45%, gefolgt von Frankreich (16%), Italien (12%) und Spanien (4%).

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Sa, 19. November 2005

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