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41. Bruderschaftstag am 17. November 2007 in Bad Bertrich

Claudia Müller

 

Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer existiert seit 40 Jahren.

 

Als am 18.11.1967 der erste Bruderschaftstag in Bernkastel-Kues stattfand, stand schon damals die Unverwechselbarkeit des Moselweines im Mittelpunkt des Interesses. Die Pflege der Kultur im weltweit größten geschlossenen Rieslinganbaugebiet war und ist eines der größten Anliegen der Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer.

 

„180 Gäste bei unserem Bruderschaftstag zeigt, wie attraktiv unsere Veranstaltungen sind“, freut sich Bruderschaftsmeister der Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer Dieter Schnitzius anlässlich der Festveranstaltung der Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer im Staatsbad Bad Bertrich.

 

Dr. Josef Peter Mertes, Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) sprach in Vertretung von Ministerpräsident Kurt Beck Grußworte und ließ die Jahre seit Bestehen der Weinbruderschaft aus Sicht der Winzer und des Weines umfassend Revue passieren. Dabei beleuchtete er auch die Aktivitäten seines Amtes: „Ich bin stolz auf die Förderung des Weinbaus, schließlich müssen die Voraussetzungen der Weinbaubetriebe gestärkt und Anreize zur Erhaltung der Kulturlandschaft gegeben werden“.

 

Ganz bewusst bleibt die Weinbruderschaft als Botschafter der Region bei ihrer Benennung „Mosel, Saar und Ruwer”, obwohl das Anbaugebiet „Mosel“heißt.

„Unsere Tradition sind Weine von Perl bis Koblenz. Wir wollen die Gebietsbezogene Identität sichern und dass die Mosel als Weltnaturerbe anerkennt wird“, sagt Dieter Schnitzius.

 

„Es ist eine Ehre, dass es die Weinbruderschaft gibt“, freut sich Gebietsweinkönigin Martina Servaty und überlegt, ob sie demnächst als neues Mitglied aufgenommen wird.

 

Anlässlich der Jubiläumsfeier zum 40jährigen Bestehen der Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer kamen auch Gründungsmitglieder ins Staatsbad Bad Bertrich. Mit Bruderschaftsmeister Dieter Schnitzius und Zeremonienmeister Dieter Schlagkamp feierten Bruderschaftskanzler Harald Schöffling, Egon Kappes, Heinz Hammes, Gebietsweinkönigin Martina Servaty, Wolfgang Weber, Horst Richter und Karl-Heinz Faas.

 

Die Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Noch nie wurden so viele neue Mitglieder in die Vereinigung aufgenommen. „Die Aufnahme von 54 Neumitgliedern zeigt, dass die Weinbruderschaft von ihrer Anziehungskraft nichts verloren hat“, bestätigt Dr. Josef Peter Mertes das Engagement der Weinbruderschaft, die „1967 bereits die Zeichen der Zeit erkannt hat“.

 

Feierlich werden die neuen Mitglieder in die Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer e. V. aufgenommen. Sie erhalten ihre Urkunde, Anstecknadel und besiegeln ihre Aufnahme mit einer 1976er Beerenauslese.

 

Markus Reis vom Zeltinger Hof und sein Team haben den großen Kursaal im Staatsbad Bad Bertrich für die Abendveranstaltung festlich eingedeckt. Mit einem Fünf-Gang-Menue verwöhnten sie die Gaumen den 180 Gäste.

 

Zeremonienmeister Dieter Schlagkamp dankt Frau Serwe, Kellermeisterin Helga Wehr und Angela Meyer-Orth für ihre tatkräftigen Leistungen für die Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer mit einem Blumenpräsent.

 

In der Zwischenzeit haben Hans-Georg Damby und Kellermeister Martin Schömann alles für die Tischweinprobe vorbereitet. Bei der unkommentierten Tischprobe aus der bruderschaftseigenen Vinothek bot sich ein breites Spektrum ausschließlich Riesling der letzten vier Jahrzehnte.

 

Rede des Präsidenten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion
Dr. Josef Peter Mertes

Sehr geehrter Herr Bruderschaftsmeister Dr. Schnitzius, sehr geehrter Herr Orth, sehr geehrte Damen und Herren vom Präsidium der Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer (oder Mosel ?), liebe Weinschwestern und Weinbrüder, liebe Gäste,

 

gerne habe ich der Bitte von Herrn Ministerpräsident Beck entsprochen, anlässlich dieser Festveranstaltung einen Vortrag über 40 Jahre Weinbruderschaft M-S-R im Lichte der Entwicklung der Region zu halten. In Vertretung des Ministerpräsidenten darf ich Ihnen die besten Glückwünsche des Landes Rheinland-Pfalz zu Ihrem Jubiläum, das Sie in diesem exklusiven Ambiente am heutigen Tage feiern, überbringen.

 

Als Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier, welche die Interessen des hiesigen Weinbaus verwaltungsmäßig begleitet, bin ich besonders stolz darauf für die Förderung des Weinbaus, die Entwicklung des Ländlichen Raumes, die Ausbildung der angehenden Winzergehilfen und der Weinbautechniker wie auch für die Überwachung der in Rheinland-Pfalz erzeugten, abgefüllten und vermarkteten Weine mit verantwortlich zu zeichnen.

 

Wein ist nicht nur ein Lebensmittel (Nahrungsmittel), sondern ein Genussmittel, welchem besondere Beachtung geschenkt werden muss.

 

Diese Auffassung mussten auch die Gründungsmitglieder, welche in der Sitzung am 18.11.1967 im Hotel Landshut in Bernkastel-Kues, anlässlich des 1. Bruderschaftstages um Zustimmung des Satzungsentwurfs baten, vertreten haben. Im Vorfeld der Gründungssitzung waren 57 Personen aus der Weinwirtschaft und der Politik an den vorbereitenden Gesprächen für die Formulierung der Satzung beteiligt. In der Sitzung am 18.11.67 wurde Herr Dr. Dr. Karl Christoffel zum Bruderschaftsmeister gewählt und hatte diese Aufgabe bis 1970 wahrgenommen. Zum 1. sowie zum 2. Bruderschaftsmeister wurden die Herren Dr. Albert Thiel sowie Dr. Paul Loosen gewählt. Diese Personen möchte ich stellvertretend für alle übrigen beteiligten Gründungmitglieder erwähnen.

 

Dass die Gründung der Weinbruderschaft und die von ihr verfolgten Ziele im Interesse vieler Menschen lagen, findet heute ihren Niederschlag in der Mitgliederzahl von 350 Personen. Auch die heutige feierliche Aufnahme von 54 Neumitgliedern zeigt, dass die Weinbruderschaft von ihrer Anziehungskraft nichts verloren hat. Von den 1967 verpflichteten Mitgliedern leben heute noch 12 Personen. Ihnen gilt heute mein besonderer Dank, dass Sie bereits 1967 die Zeichen der Zeit erkannt haben und mit der Gründung der Weinbruderschaft die Bedeutung des Weines, der Erzeuger und der unverwechselbaren Landschaft gewürdigt haben und auf diese Weise zur Förderung der Region, des Moselweines und seiner Betriebe beigetragen haben.

 

Die 1967 gesteckten Ziele, wie die Förderung des Wissens um den Mosel-Saar- Ruwer- Wein und seiner Qualität sind der rote Faden in den Bemühungen der Weinbruderschaft.

 

Die Symbiose von Arbeit, Kultur, Gesellschaft und Lebensqualität kommt heute in diesem herrlichen Ambiente der Konzerthalle im Staatsbad Bad Bertrich im Rahmen eines 4 – Gang – Gala - Menüs mit Weinbegleitung und Musikbeiträgen zur vollen Entfaltung.

 

Seit Gründung der Weinbruderschaft haben Sie durch Veranstaltungen mit Fachvorträgen, durch zahlreiche Publikationen sowie auf Grund der örtlichen und überörtlchen Aktivitäten der Bruderschaftsmeister in vielfältiger Weise Einfluss auf die Entwicklung der Region genommen und somit den Winzerbetrieben geholfen. Die Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer ist ebenfalls mit den Weinbruderschaften St. Cunibert und Palmberg in Luxemburg (Vertreter dieser Weinbruderschaften sind eingeladen) sowie mit lothringischen Winzerbetrieben in Kontakt. Ziel dieser grenzüberschreitenden Aktivitäten ist die Anerkennung des internationalen Moseltals als Weltnaturerbe. Für diese Bemühungen möchte ich Ihnen besonders danken und Ihnen bei der Umsetzung des Vorhabens meine Unterstützung zusagen.

 

Es muss unser ständiges Ziel sein, unsere Bemühungen aufrecht zu halten, um die Voraussetzungen für die im Weinbau tätigen Personen zu verbessern, um deren Einkommen ab zusichern und Ihnen Anreize für den Erhalt unserer Kulturlandschaft zu geben. Hier muss die Politik ansetzen, um mit den vorhandenen staatlichen und privaten Ressourcen dies zu gewährleisten.

 

Um die wirtschaftlichen Bedingungen für die Winzer zu verbessern, wurden in der Vergangenheit mit staatlicher Hilfe großflächig Flurbereinigungsmaßnahmen durchgeführt und die Gründung von Winzergenossenschaften und Weinkellereien großzügig unterstützt. Die bestockte Rebfläche wurde mit staatlicher Hilfe von ca. 10.000 ha 1964 auf etwa 12.500 ha bis 1989 ausgedehnt. Die Ausweitung der Rebfläche erfolgte überwiegend in den Hang- und Flachlagen.

 

Auf Grund der Flurbereinigungsmaßnahmen und durch die Verwendung von neuem Pflanzgut kam es zum Aufschwung des Weinmarktes in den 60. und 70. er Jahren. Die durch Bodenordnungsmaßnahmen neu geordnete Weinbergfläche beträgt einschließlich der noch laufenden und geplanten Verfahren rund 12.200 ha. Bis 1980 wurden 7797 ha und von 1981 bis 2003 nochmals 3867 ha Weinbergsfläche neu geordnet.

 

Heute sind nur noch ca. 8900 ha. bestockt. Dies bedeutet jedoch auch, dass in den bereinigten Gebieten rund 3.000 ha nicht mehr weinbaulich genutzt werden. Hierbei handelt es sich in erster Linie um Randlagen.

 

Durch die Bodenordnungsmaßnahmen in Verbindung mit dem Einsatz moderner Maschinen konnten die Betriebskosten insbesondere in den Steillagen, welche den Charme der Mosel bis heute prägen, entscheidend gesenkt werden. Auch die vom Staat aufgelegten Förderprogramme für Steil- und Steilstlagen unter Berücksichtigung von ökologischen Gesichtspunkten dienen der Verbesserung der Betriebseinkommen.

 

Waren in den 60er Jahren noch etwa 2100 Handarbeitsstunden pro Hektar in den Steillagen erforderlich, konnte durch die Entwicklung und den Einsatz moderner Geräte der Aufwand in den Weinbergen entscheidend gesenkt werden. Die Installation der Monorackbahn und die Entwicklung des Steil-Hang-Mechanisierungssystems (SMS) führten zu einer weiteren Reduzierung des Arbeitsaufwands auf etwa 550 bis 700 Stunde pro Hektar in Verbindung mit der Handlese. Auch die Entwicklung des erstmals im Herbst 2007 eingesetzten steillagengeeigneten Traubenvollernters zur weiteren Senkung der Produktionskosten zeigt, dass der Weinbau einem ständigen Wandel unterzogen ist. Somit kann heute der Aufwand im Weinberg unter optimalen Bedingungen auf 220 Stunden pro ha gesenkt werden. Durch den erstmaligen Einsatz des Vollernters im Herbst 2007 konnten alleine die Erntekosten um ca. 50% reduziert werden. Neben den hiermit verbundenen finanziellen Vorteilen können die Trauben zudem entsprechend den Witterungsbedingungen ohne große Qualitätseinbuße kurzfristig geerntet werden. Um den Vollernter in gewünschtem Umfang einsetzen zu können, bedarf es jedoch einer erneuten Umstellung der Erziehungsart und Zeilenbreite. Zumindest dort, wo die neue Technik Einzug halten soll, ist somit eine Abkehr von der Einzelpfahlerziehung erforderlich. Um die Kosten im Weinberg zu senken muss die Einmannbewirtschaftung angestrebt werden.

 

Die durch Rationalisierungsmassnahmen gewonnene Zeit kann somit insbesondere in den Familienbetrieben für andere Betriebsbereiche sinnvoll genutzt werden. Die bisher gewonnene Arbeitszeit wurde in den Ausbau der Weine investiert. Gleichzeitig erfolgte eine Verbesserung der betrieblichen Ausstattung. So wurde in vielen Betrieben das Kaltgärverfahren systematisch angewandt. Dies geschah auch unter dem Druck der internationalen Weinwirtschaft. Insbesondere wartete die „Neue Weinwelt“ mit guten Qualitäten zu akzeptablen Preisen auf. Dieser Herausforderung hat sich die Weinwirtschaft gestellt und ihre Flexibilität unter Beweis gestellt. Nach den umfangreichen Veränderungen im Weinbau wie auch in der Kellerwirtschaft ist es nun wichtig diese hervorragenden Weine zu vernünftigen Preisen zu vermarkten.

 

Die Vermarktung der Weine erfolgte ab den 60.er Jahren zunehmend durch die expandierenden Kellereien und Genossenschaften, welche die Vermarktung im Lebensmitteleinzelhandel ermöglichten und entsprechend große Partien gleicher Bezeichnung und Qualität anbieten konnten. Gleichzeitig entwickelten insbesondere die an der Mosel angesiedelten Großkellereien das Exportgeschäft und machten den Moselwein und die Moselregion weltweit bekannt. Die Ausweitung der Rebflächen sorgte für eine kontinuierliche Belieferung der Kellereien sowie des Einzel- und Großhandels. Gleichzeitig stellte eine zunehmende Zahl von Winzer die Vermarktung der Weine von Fass- auf Flaschenweine um. Die Direktvermarktung der Flaschenweine erhöhte das Familieneinkommen zusätzlich. Die Errichtung von Ferienwohnungen und Gästezimmer in den Winzerbetrieben sowie die zunehmende Werbung förderte die Kundenbindung und die Vermarktung der Betriebe als Ganzes. Auch die Aktivitäten auf örtlicher Ebene sind Bestandteil dieses Konzepts.

 

Liebe Weinfreunde,

 

ich möchte nochmals einige zurückliegende weinrechtliche Änderungen im Kontext mit der personellen Entwicklung der Weinbruderschaft in Erinnerung rufen.

1971 wurde Herr Günther Dünnweg Bruderschaftsmeister.

 

Im Jahre 1970 mit der Einführung der Gemeinsamen Marktordnung wurde das Weingesetz geändert und 1971 die Qualitätsweinprüfung eingeführt. Im Jahre 1974 lagen die Preise für Riesling Qualitätsweine bei 1,30 DM sowie für Elbling bei 1,00 DM. Im gleichen Jahr kam es zur Aufdeckung großer Mengen gesetzwidrig hergestellter „Spätlesen. Hiermit einher gingen starke Preiseinbrüche. Die Jahrgänge 1975 und 1976 bescherten der Winzerschaft hervorragende Weine. 1980 setzten umfangreiche Ermittlungen wegen der Verfälschung von Prädikatsweinen aus den Jahrgängen 1977-1979 ein (Flüssigzucker) sowie 1982 wegen dem Verdacht der Germanisierung ausländischer Weine. Am Weißen Sonntag 1980 gab es mehr als 20 cm Schnee an der Mosel. Dies führte zu einem erheblichen Ernteverlust. Auf Grund der hohen Erträge in den Jahren 1982 und 1983 kam es zu einer Überproduktion und gleichzeitig zu einem Preissturz.

 

Im Jahre 1985 wird die gesamte rheinland-pfälzische Weinwirtschaft vom Glykolskandal erfasst. Dies führte wiederum zu starken Umsatzeinbußen und einem starken Imageverlust. 1986 wurde zudem von den Medien über den Methanolskandal in Italien berichtet. Die Summe der zuvor erwähnten Skandale führte zu Umsatzeinbußen bis zu 50%. In erster Linie waren die Kellereien hiervon betroffen. Opfer waren jedoch auch die Winzer, deren Weine zu fast 50% über die Kellereien vermarktet wurden.

 

Zum 01.09.82 trat die Neufassung des Weingesetzes in Kraft. Neben der Anpassung an das EG Weinrecht wurde weitere Vorschriften erlassen, um den Weg des Weines von der Traube bis zum Verbraucher lückenlos zu überwachen. 1982 wurden erstmals Landweingebiete abgegrenzt. Im gleichen Jahr wurde das Herbstbuch und die Traubenerntemeldung zur Verbesserung der Weinüberwachung eingeführt. Ebenso der Eiswein als selbständiges Prädikat. Die Verwendung der Begriffe Moseltaler für bestimmte weiße Qualitätsweine sowie Riesling - Hochgewächs für gehobene Qualitätsweine wird zugelassen.

 

1984 werden wegen der witterungsbedingt niedrigen Mostgewichte die Mindestmostgewichte herabgesetzt und eine nochmalige Gestattung der Nassanreicherung für Rieslingmoste erlaubt. Das Problem der Nassanreicherung, verbunden mit der Diskussion um Doppelsalzentsäuerung und der erhöhten Nassanreicherung stellte sich zwischen 1968 und 1987 mehrfach. Hierbei möchte ich insbesondere an die Jahrgänge 68, 72, 74, 77,78 80 und 1984 erinnern. 1989 übernahm Herr Dr. Karl-Heinz-Faas die Position des Bruderschaftsmeisters. Im gleichen Jahr wurde die Hektarertragsregelung eingeführt. Sie sollte die nicht kalkulierbaren Ertragsschwankungen kompensieren und dem ständigen Preisdruck bei Überproduktion entgegen wirken. Das ursprünglich angewandte Rebsortenmodell an der Mosel wurde 2000 auf das 3- stufige Qualitätsstufenmodell umgestellt. Dies führte zu einer kontinuierlichen Marktbeschickung und stabilen und marktgerechten Preisen. Dass der Fassweinpreis heute zwischen 1,30 € und 1,50 € für Qualitätswein liegt, ist ein zufriedenstellendes Ergebnis.

 

Im Jahre 2001 wurde Herr Dr. Dieter Schnitzius Bruderschaftsmeister.

 

Die zunehmende Industrialisierung verbunden mit den Umweltbelastungen führte ab Mitte der achtziger Jahre zu einem merklichen Anstieg der jährlichen Durchschnittstemperatur. Dies blieb nicht ohne Einfluss auf die Entwicklung der Reben und somit auf die Traubenqualität. Waren es früher qualitative Mängel, wie niedrige Mostgewichte oder hohe Säuregehalte, die dem Weinbau Probleme bereiteten, beschleunigen heute höhere Temperaturen in den Sommermonaten die Entwicklung und erhöhen den Wasserverbrauch. Jahrgänge wie 2000 und 2006, welche durch erhöhte flüchtige Säure geprägt waren, wird es häufiger geben. Aber auch der allseits gelobte Jahrgang 2003 zeigte seine negative Seite. Die Produktion von Weißweinen in kühleren Regionen wie an der Mosel kam dem Riesling in den zurückliegenden Jahren entgegen.

 

Was die bisher durch filigrane Fruchtaromen gekennzeichneten Mosel – Rieslinge auszeichnete, kann bei weiterer Erwärmung verloren gehen. Dies zeigte bereits der 2003er, welcher durch Alkoholdominanz, Säurearmut, geringes Alterungspotenzial und Gärstörungen geprägt war. Die nicht auszuschließende Zunahme der feuchten Witterung in der Reifephase wird voraussichtlich vermehrte mikrobiologische Probleme aufwerfen. Dieser Herausforderung muss die Weinwirtschaft mit weinbau- und önologischen Konsequenzen begegnen. Für den Weinbau bedeutet dies, dass spätreifende Rebsorten bei der Auswahl zu bevorzugen sind. Eine weitere Möglichkeit wäre die Wahl anderer Unterlagen, welche sich den Umweltbedingungen besser anpassen. Auch könnte eine geringere Pflanzdichte eine Antwort auf den Wassermangel sein sowie eine entsprechend abgestimmte Bodenbearbeitung. Ebenso muss die Standortfrage gestellt werden. Bedeutet dies vielleicht eine Reaktivierung der Pflanzungen in den oberen, in den bisher schlechteren Lagen? Aber auch der Rebschutz bedarf einer Korrektur. Dies sind viele Fragen, auf die in Zukunft eine Antwort gefunden werden muss und sicherlich ein Umdenken erforderlich macht. Vielleicht ist auch der Erfahrungsaustausch mit Kollegen in den südlicheren Weinbauregionen angezeigt, da diese bereits heute in weitaus größerem Umfang von diesen Problemen betroffen sind.

 

Sicherlich wird diese Entwicklung auch nicht ohne Einfluss auf die Einführung neuer önologischer Verfahren sein.

 

Im Zusammenhang mit der Einführung der Hektarertragregelung in Verbindung mit den klimatischen Veränderungen sind die Möglichkeiten der Ertragsregulierung zu prüfen. Insbesondere dient die Ertragsreduzierung primär der Mostgewichtssteigerung und der Gesunderhaltung der Trauben und somit der Erzeugung hochwertiger Weine. Neben konventionellen Methoden wie Teilentblätterung, Ausdünnen oder Traubenhalbierung, die hohe Kosten verursachen und eine enorme Arbeitszeit (70-100 Std. pro Hektar) bedeuten, können Alternativen wie Handabstreifung der Trauben nach der Blüte oder eine Gescheinsausdünnung vor der Blüte (20 – 30 Std./ha) interessante Alternativen darstellen.

 

Im Hinblick auf den Fortbestand unserer einmaligen Landschaft müssen wir uns gemeinsam bemühen weitere Anreize für die jungen Betriebsnachfolger zu schaffen, so dass die Zukunft in diesem Beruf gesichert bleibt. Hierzu gehört auch eine gute berufliche Ausbildung, um den wechselnden Herausforderungen begegnen zu können. Die Zusammenlegung von Kulturamt und der Landes- Lehr- und Versuchsanstalt zu einer Verwaltung sowie die zentrale Ansiedlung im Bernkastel-Kues sind Zeichen dafür, dass der Politik der Fortbestand des Berufsstandes sowie der einmaligen Kulturlandschaft sehr am Herzen liegt. Die Errichtung eines neuen Lehr- und Versuchsbetriebes in Bernkastel-Kues in Verbindung mit der Schaffung des Steillagenkompetenzzentrums sowie der Einbindung der Biologischen Bundesanstalt sind Eckpunkte, die den Fortbestand des Weinbaus an der Mosel sichern sollen.

 

Das Dritte Gesetz zur Änderung des Weingesetzes vom 16.05.07 brachte geringfügige Veränderung wie die Einführung des Begriffs Prädikatswein sowie die Einführung des Bezeichnung Mosel für unser Anbaugebiet. In naher Zukunft stehen keine weiteren Änderungen der deutschen Gesetze an.

 

Die zur Zeit vieldiskutierte Reform der Weinmarktordnung wird für die Weinwirtschaft Einschränkungen wie auch neue Möglichkeiten der Weinherstellung und Bezeichnung eröffnen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist jedoch, dass die Themen nicht in der Öffentlichkeit polemisch zur Diskussion gestellt werden. Die nicht zu akzeptierenden Änderungen müssen vielmehr auf der Ebene der berufständigen Verbände und in den zuständigen politischen Gremien erörtert werden, sodass die Bedenken in Brüssel vorgetragen werden können. Sicherlich ist es eine unglückliche Situation wenn die Branche einerseits von Qualitätssteigerung spricht und andererseits öffentlich vehement für den Fortbestand der erhöhten Anreicherung mit Zucker eintritt.

 

Für Rheinland-Pfalz sind die Vorstellungen der KOM in weiten Teilen nicht akzeptabel. Rheinland- Pfalz hat am 19.09.07 den Mainzer Weingipfel mit dem MP Herrn Kurt Beck, dem Weinbauminister Herrn Hendrik Hering veranstaltet, zu dem auch Fachleute und Politiker aus benachbarten Regionen eingeladen waren. So waren u. a. der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Herr Horst Seehofer, die hessischen und baden-württembergischen Landwirtschaftsminister, der Generalsekretär der AREV, Herr Dr. Herbert Dorfmann, sowie die Agrar-Staatssekretärin Octavie Modert aus Luxemburg neben weiteren Weinbaupräsidenten in Mainz zugegen.

 

Rheinland-Pfalz hat mit mehreren Ländern eine Entschließung des Bundesrates beantragt.

 

Die Entschließung wurde am 21.09.07 einstimmig beschlossen.

 

Liebe Gäste,

 

anhand der Aktivitäten seitens der rheinland-pfälzischen Politik können Sie sehen, welche Anstrengungen unternommen werden, um die Interessen des deutschen Weinbaus in Brüssel zu vertreten.

 

Bei der Tagung des Rates Landwirtschaft der EU am 22.und 23.10.07 stand die Weinmarktordnung auf der Tagesordnung. Andere Mitgliedstaaten sowie Deutschland nutzten die Gelegenheit, neben ihrem Widerstand gegen eine Einführung entkoppelter Direktzahlungen (Umschichtung von Fördergelder in den Agrarbereich; fehlen sodann dem Weinbau) auch ihre Ablehnung des Verbots der Saccharoseanreicherung deutlich zu Ausdruck zu bringen.

 

Strittig zwischen den Mitgliedstaaten bleibt die Frage, welche Maßnahmen aus dem nationalen Finanzrahmen gefördert werden dürfen. (Förderung der Kellerwirtschaft, Gründung von Erzeugergemeinschaften oder Absatzförderung auf dem Binnenmarkt). Auch im Hinblick auf die Rodung von 200.000 ha mit anschließender Aufhebung des Anbaustopps im Jahre 2014 sind Korrekturabsichten erkennbar.

 

In Zeiten der Globalisierung sowie der Allgegenwärtigkeit der Presse erscheint es mir sehr wichtig, dass die in unserer Region erzeugten Produkte einen hohen Qualitätsstandard aufweisen und keinen Anlass zur Kritik geben. Hierzu zählt ebenfalls die Durchführung von Qualitätswettbewerben wie „Der Beste Schoppen, Kammerpreis oder „Best of Riesling“ zur Förderung der Qualität. Insofern unterstütze ich auch alle Bemühungen der in der Weinüberwachung tätigen Personen mit Augenmass gegen Rechtsverstöße vorzugehen. Die Qualität der Weine geht einher mit dem Image der Moselregion. Wein, Natur und Tourismus sind somit als Ganzes zu sehen und bedürfen einer besonderen Pflege. Hierzu gehört auch die Diskussion über das Thema Terroir. Auch muss der Drieschenbildung, welche dem Erscheinungsbild der Mosel besonders abträglich ist, entschieden entgegen getreten werden.

 

Die Renaissance der Rieslingweine in den letzten Jahren bestärkt mich in meiner Auffassung, dass der bisher eingeschlagene Weg zukunftsweisend ist. Die Reduzierung der Flächen an die Marktbedürfnisse, einhergehend mit guter Weinqualität ist nach meiner Überzeugung der einzige Weg sich von der Masse abzuheben und eine gebietsbezogene Identität aufzubauen. Um dies gemeinsam zu erreichen sind weitere Aktivitäten erforderlich. Deshalb begrüße ich auch die Kooperation verschiedener Kellereien mit Winzern sowie von Winzern mit Winzern, um die Qualität der Handelsweine zu verbessern und der beliebigen Austauschbarkeit von uniformen Weinen entgegen zu treten. Dies führt zu der gewünschten Arbeitsteilung und bietet dem Winzer zudem die Möglichkeit die gewonnene Zeit anderweitig gewinnbringend einzusetzen. Wir dürfen uns nunmehr jedoch nicht in Selbstgefälligkeit zurücklehnen und uns auf dem bisherigen Erfolg ausruhen. Wie bereits zuvor erwähnt muss die Mosel sich als Ganzes mit all ihren positiven Attributen präsentieren und mit ihren Pfunden wuchern. Die Veränderungen der Arbeitswelt sowie des Freizeitverhaltens vieler Menschen bietet der Mosel die einmalige Gelegenheit sich als Gastgeberin den in- und ausländischen Gästen zu präsentieren.

 

Es gab in den zurückliegenden Jahren viele Korrekturen innerhalb des Weinbaus, insbesondere auch im Bereich der Gesetzgebung. Nunmehr nach vielen Jahren der ständigen Änderungen hoffe ich, dass der Weinbau sich auf einem guten Weg befindet und es nur noch einer Feinabstimmung bedarf, ohne jedoch die Herausforderungen und Entwicklungen der Zukunft aus den Augen zu verlieren.

 

In diesem Sinne hoffe ich, dass alle Winzer und Nichtwinzer positiv in die Zukunft schauen und weiterhin ihren Anteil an der Gestaltung des herrlichen Moseltals leisten.

 

Ich wünsche der Veranstaltung einen guten Verlauf.

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


Menu

Weine zum Menu

2006er Divinium • Riesling trocken • Moselland e.G., Bernkastel-Kues

2006er Zeller • Riesling feinherb • Zimmermann & Graeff & Müller, Zell

2006er Brauneberger Juffer Sonnenuhr • Riesling Auslese • Josef Wehr, Bernkastel-Kues

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Hausgemachte Gänseleberastete mit Brioche

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Maronencremesuppe verfeinert mit 1976er Beerenauslese und Rosmarin

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Lauwarme Entenbrust mit Muskat-Kürbisgemüse Trüffel-Portweinjus

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Rotwildrücken im Pilzmantel mit Wirsingbeet kleine Semmelknödel und Butterschmelz

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Kürbiskernparfait, Orangen-Zimt und Nougat-Lebkuchenmousse auf Chili-Schokoladensoße

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Weinprobe

1975er Piesporter Goldtröpfchen • Riesling Auslese • Bollig Lehnert

1976er Graacher Domprobst • Riesling Beerenauslese • Willi Schäfer

1976er Ürziger Würzgarten • Riesling Auslese • W. Christoffel

1979er Brauneb. Juffer Sonnenuhr • Riesling Auslese • Fritz Haag

1979er Dhron-Hofberger • Riesling Auslese • Dünnweg

1981er Wehlener Sonnenuhr • Riesling Spätlese • J.J.Prüm

1982er Bernkasteler Bratenhöfchen • Riesling Spätlese • Dr. Pauly

1983er Veldenzer Elisenberg • RieslingAuslese • Richter

1985er Merler Königslay Terrassen • Riesling Spätlese • Schneider Machern

1988er Wawener Herrenberg • Riesling Kabinett halbtrocken • Dr. Fischer

1989er Graacher Himmelreich • Riesling Auslese • Kees Kieren

1990er Zeltinger Sonnenuhr • Riesling Auslese • Heinrichshof

1991er Mertesdorfer Herrenberg • Riesling Kabinett • Breiling

1993er Trittenheimer Altärchen • Riesling Auslese • Eifel

1994er Erdener Prälat • Riesling Auslese • P Nicolay

1995er Ürziger Würzgarten • Riesling Auslese • Merklebach

1996er Zeltinger Sonnenuhr • Riesling Spätlese trocken • Heinrichshof

1988er Müdener Funkenberg • Riesling Eiswein • Sonneneck

2000er Brauneberger Juffer • Riesling Kabinett • Willi Haag

2001er Ellerer Kalmont • Riesling Aulsese • Andree

2002er Winninger Bubenstück • Riesling Auslese • Richter

2003er Trabener Taubenhaus • Riesling Auslese feinherb • Storck

2004er Laurentiusberg • Riesling Eiswein • Stiftungsweingüter

2005er Bremmer Calmont • Riesling Spätlese trocken • Stein

2006er Zeltinger Sonnenuhr • Riesling Auslese • M Schömann

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Sa, 17. November 2007

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