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Die Exkursion führte die Weingeschwister der Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer in den Kraichgau.

Wein-Exkursion in den Kraichgau vom 1. bis 4. Mai 2025

Am 1. Mai-Feiertag startete unsere Weinbruderschaft zur Wein- und Kulturreise in das Anbaugebiet Kraichgau im nördlichen Baden. Nachdem der Bus den Hunsrück hinter sich gelassen hatte, tauchte dann in der Rheinebene als  Zwischenstopp Speyer auf, von weitem schon an den Kirchtürmen zu erkennen. Die alte Kaiserstadt der Salier erlangte im Mittelalter große Bedeutung. Über 50 Reichstage fanden hier statt.

Der Kaiserdom ist historisch, künstlerisch und architektonisch ein überragendes Beispiel der Romanik in Europa und die Krypta gilt als die schönste Unterkirche weltweit. Acht deutsche Kaiser und Könige haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Nach individueller Freizeit auf der Maximiliansstraße, Speyers Flaniermeile, überquerte unser Bus den Rhein und fuhr auf badischer Seite Bruchsal entgegen, der Residenzstadt der vier letzten Fürstbischöfe von Speyer. Im Hotel Scheffelhöhe – nach dem badischen Dichter Victor von Scheffel benannt – am Hang gelegen mit imponierendem Blick über die Stadt Bruchsal und die Rheinebene und direkt am Park des Belvedere-Schlösschens wurden die Zimmer bezogen und Vorfreude auf die erste Weinprobe konnte sich langsam einstellen.

 

Der Kraichgau ist eine Hügellandschaft zwischen Odenwald und Schwarzwald, Rhein und Neckar. Der Landstrich ist landwirtschaftlich geprägt und auf den fruchtbaren Lössböden wachsen Korn, Obst und Wein. Es ist eine der verkanntesten Regionen überhaupt, ein wohlbestelltes Land im Musterländle der Gastlichkeit. Die Rebe – auf 1.250 Hektar – adelt dieses Land, auch wenn auf längeren Wegstrecken keine zu erblicken ist.

 

Bald schon fuhr unser Bus durch Kraichgauer Bauernland ostwärts nach Oberderdingen, das genau auf der Grenze zwischen Baden und Württemberg gelegen ist. Inmitten des Ortes, beim mittelalterlichen Gebäude-Ensemble des Amtshofes hieß uns Winzer Manuel Lutz mit einem 2021er-Riesling-Sekt willkommen. Durchaus ein ausufernder Empfang, denn wohl ein dutzendmal war das sachte Zischen zu hören, mit dem die Korken die Flaschenhälse verließen.

Animiert durch den weinigen Sekt fanden wir uns dann im historischen Gewölbekeller zu Weinprobe mit Winzervesper ein. Der Winzer informierte, dass er sechzehn Rebsorten auf zwanzig Hektar auf badischem sowie württembergischen Boden bearbeite und zu etwa gleichen Teilen rote und weiße Weine erzeuge und bei Rebschnitt, Ausdünnen, Vor- und Hauptlese qualitativ- und quantitativ-orientiert arbeite.

Es kam ein für den Kraichgau typischer 2023er Weißburgunder zum Ausschank, gefolgt von einem trockenen 24er-Souvignier gris, die gefälligste unter den neuen Rebsorten, einem 23er-Sauvignon blanc auf Gipskeuper mit Muschelkalk gewachsen, einem erstaunlich frischem Rosé Saigner mit gut eingebundener Säure und feinen Fruchtaromen. Zur Vesper wurde eine halbtrockene Cuvée aus Lemberger mit Trollinger gereicht, der Alltagswein par excellence in Württem-berg. Die Probe komplettierte ein 2021er pfeffrig-würziger Lemberger mit 13,3% vol., der auf wärmespeicherndem Keuperboden in Südlage gewachsen war und eine besondere Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc, krönte ein wohlgelungenes, kräftiges Finale einer sehr anregenden Weinprobe.

 

Am Folgetag fuhren wir ins Württembergische, nach Schwaigern zum hochrenommierten Weingut der Grafen von Neipperg. Karl-Eugen Graf von Neipperg aus fränkisch-schwäbischem Uradel führte persönlich in jovialem Plauderton, angereichert mit Anekdoten und subtilem Humor, im Schlosshof durch die Probe seiner Weine. Es kamen sieben Weine zum Ausschank, darunter drei Große Gewächse: Muskateller, Sauvignon blanc, Riesling, Weiß- und Spät-burgunder, Lemberger sowie zum Abschluss eine Muskateller Auslese.

Im Anschluss konnte der Holzfasskeller mit geschnitzten Fassböden besichtigt werden und der Graf führte noch durch ie Schlosskirche, gewürzt mit Humoresken aus der Familienchronik.

Bei frühsommerlichen Temperaturen um die 30 Grad folgte die Rückfahrt durch rebenloses Kraichgauer Bauernland. Ein Rundgang durch das Fachwerkstädtchen Ettlingen fiel der einsetzenden Mittagsmüdigkeit leider zum Opfer.

Gut erholt ging es am Nachmittag zum Weingut Bös in den alten Winzerort Malsch. Muschelkalk und Buntsandsteinböden mit Lehmauflage eignen sich für den Anbau von Burgundersorten hervorragend.

Im Weingut Bös, erst 1999 gegründet, bilden daher auch Burgunderweine den Schwerpunkt. Man betreibt hier zertifizierten Bioanbau und seit dem Jahrgang 2021 werden alle Weine vegan bereitet, das heißt, ohne Verwendung tierischer Substanzen, zum Beispiel für die Klärung und Stabilisierung. Spaß-und Genuss-Weine sollen kreiert werden. Die Rotweine sind süffig und bereiten unkompliziertes Trinkvergnügen.

Frau Bös führte im Wirtschaftshof des Gutes in launiger Form und auffallend marketinglastig durch eine Weinprobe, die im Gegensatz zu den anderen besuchten Betrieben dieser Reise restsüß orientiert war. Der Ehegatte-Winzer trat nur kurz und ergänzend in Erscheinung.

Ein Grauburgunder-Sekt extra-trocken eröffnete die Probe, gefolgt von einem trockenen 2024er Auxerrois, der dem Weißburgunder ähnelt. Ein Spätburgunder blanc de noir feinherb sowie ein feinherber Muskateller setzten die Probe fort bevor eine Cuvée aus Weißburgunder, Auxerrois und Riesling sowie ein Spätburgunder Rosé feinherb folgen. Den Abschluss bildet eine 2020er Cabernet Cubin Auslese.

Anschließend wechseln wir in die gut besuchte Besenwirtschaft des Weinguts, wo wir bei flottem Service trefflich speisten.

 

Regenwetter begleitete uns am kommenden Tag auf der Fahrt nach Maulbronn, zu dem am besten erhaltenen Klosterkomplex nördlich der Alpen. 1147 hatten Zisterziensermönche damit begonnen, in einem abgeschiedenen, wasserreichen Tal ein Kloster zu bauen. Es entstand eine ausgedehnte Anlage mit schlichter Klosterkirche, malerischem Kreuzgang, einer reizenden Brunnenkapelle als Schmuckstück in Fachwerk und Buntsandstein, Refektorien, einem Kapitelsaal, Kellergewölben und einem Klostergarten. Und alles von einem schützenden Mauerring umgeben. Weltkulturerbe!

Hier bleiben Mittelalter und spätere Zeitläufe der Geschichte lebendig ohne zum Museum zu erstarren. Die Jahrhunderte haben am Kloster und dem weiten Wirtschaftshof gebaut und ausgeschmückt und stilistischen Wandel vermag der Fachmann zu erkennen. Von Ehrfurcht berührt, traten wir bei wieder trockenem Wetter die Fahrt zurück nach Bruchsal an.

 

Am Nachmittag folgt dann der Besuch im Weingut Klumpp in Bruchsal, einem seit Jahren angesehenen Betrieb mit verlässlicher Qualität. 1983 ist hier ein neuer Stern am Kraichgauer Weinhimmel aufgegangen. Aus ursprünglich 0,5 Hektar sind mittlerweile 50 Hektar Rebfläche geworden. Die Vielfalt der Böden, vor allem Löss und Muschelkalk, ermöglichen eine große Bandbreite an Rebsorten und Stilen. Niedrige Erträge (durchschnittlich 52 HL pro Hektar), selektive Lese, aufwändige Bodenbearbeitung und ökologische Bewirtschaftung sind die Arbeitsgrundlagen. Im Keller gibt man den Weinen Zeit, schon die Gutsweine liegen mindestens fünf Monate auf der Vollhefe. Die Weine vergären spontan um das Terroir unverfälscht auf die Flasche zu bringen und die Lagerfähigkeit zu erhöhen. Dazu kommen eine frühe Lese, moderate Alkoholwerte und eine gute Säurestruktur.

Das Portfolio umfasst neben den klassischen Burgundersorten (85% Anteil) auch Riesling, St. Laurent, Blaufränkisch und Cabernet Sauvignon. Die Rotweine sind geschliffen und zeigen Mineralität und Charakter, Tiefe und Eleganz, Frucht und saftige Tannine. Die Vergärung der gehobenen Weißweine erfolgt in Holzfässern zu 500 Liter. Das Sortiment ist fast zu 100% trocken ausgebaut.

An diesem Tag fand die Jahrgangspräsentation statt und viele Weinfreunde delektierten sich an den Ausschankstellen der Klumppschen Weine und der des Spitzen-Weinguts Meyer-Näkel von der Ahr, das durch die Ehe des ältesten Sohns des Hauses mit einer der Töchter dieses namhaften Rotwein-Erzeugers verbunden ist.

Der Senior-Chef führte uns durch den Keller und den Außenbereich mit den angrenzenden Weinbergen. Der Barrique-Keller imponierte mit einer Vielzahl neu scheinender Fässer und ist eine wahre Weihestätte des Weins. Durch Luftaustausch wird ein schimmelfreier Keller erreicht, der in drei Abschnitte eingeteilt ist, die verschiedene Temperaturen für unterschiedliche Gärungsabläufe aufweisen.

 

Wir verkosteten neben den Angeboten von den Ausschankstellen verschiedene Gutsweine wie Riesling, eine Cuvée aus Riesling, Sauvignon blanc und Scheurebe einen Rosé sowie einen Spätburgunder von der Ahr.

Der Abend bescherte uns vom klug erwirtschafteten Überschuss noch ein feines Essen im großen Speisesaal des Hotels, während bei bester Stimmung sich draußen ein Gewitter mit Starkregen entlud.

 

Zum Finale der Reise tauchten wir noch in jubelnden Barock ein. Eine Sehenswürdigkeit von hohem Rang, das herrliche Barockschloss der Fürstbischöfe. Darin findet sich die von Balthasar Neumann 1731 geschaffene großartige und sehenswerte barocke doppelläufige Treppe in einem ovalen Treppenhaus mit der Nachbildung des großen Kuppelfreskos.

Die Anlage wurde 1945 bis auf dieses Treppenhaus völlig zerstört und es sind heute nur die Wohnräume der Beletage zu sehen, ein Glanzstück des deutschen Rokokos. Besonders sehenswert sind die im Krieg ausgelagerten Wandteppiche. Es grenzt ein Hofgarten im französischen Stil mit Park an.

 

Solchermaßen kulturell gestärkt setzte sich der Bus um die Mittagszeit wieder in Richtung Heimat in Bewegung. Ade Kraichgau! Erlebnissatt und erkenntnisreicher in Bezug auf Wein und Kultur danken 49 Reiseteilnehmer dem Bruderschaftsmeister Professor Dr. Johannes Werling für seine Vorbereitungen, Organisation und Vorabbesuche der ausgesuchten Ziele sowie den zahlreichen profunden Erläuterungen im Bus zu Land, Leuten, Geschichten und Geschichte und entbieten ihm ein dankbares symbadisches Broscht.

 

im Mai 2025 / Karlheinz Haubs

Fotoserien

Exkursion in den Kraichgau (DO, 01. Mai 2025)

Urheberrecht:

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Do, 01. Mai 2025

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