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Regionaler Stammtisch Trier zu Besuch bei den Bischöflichen Weingütern Trier

Am 12. Juli 2023 begrüßte Aurélie Botton-Schmaus (Leitung Vertrieb & Marketing) 47 interessierte Weingeschwister der Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer e.V. mit einem Glas 2020 Cremant Sekt brut von der Saar zur Kellerführung am Sitz der Bischöflichen Weingüter Trier.
Nach einer Einleitung stiegen die Teilnehmenden hinab in die historischen und von den Römern angelegten Gewölbe. Es bot sich ein eindrückliches Bild von 240 historischen Moselfuder, welche zwischen den alten Mauern lagern. Im Jahr 1978 waren noch über 970 Fuderfässer im alten Keller gelagert, die für die Weinherstellung / Vinifikation genutzt wurden, da traditionellerweise keine Edelstahltanks verwendet wurden.
Die Keller der Bischöflichen Weingüter Trier liegen direkt unter der Altstadt Triers. Sie erstrecken sich über rund 30.000 qm Fläche auf drei Etagen und lassen sich auf das Jahr 800 n. Chr. zurückführen. Eine historische Wasserleitung der Römer, die früher, vor über 1.400 Jahren, direkt zu den Kaiserthermen führte, verläuft durch den jüngsten Teil des Kellers. Ebenfalls findet man im Keller Teile einer Kapitelle, die auf das 12. Jahrhundert zurück zu führen sind.
Nicht weniger bedeutend auch der Grundstein aus dem Jahr 1593, der auf den Bau des zum Bischöflichen Priesterseminar gehörenden Kellerabschnitt verweist. Somit lagern im Keller der Bischöflichen Weingüter Trier nicht nur traditionsreiche Weine, sondern auch der Zeitgeist vergangener Epochen.
Dort gab Aurélie Botton-Schmaus einen Einblick in den Weinausbau der Bischöflichen Weingüter. Je nach Jahrgang werden ein Teil der Weine durch den Kellermeister Johannes Becker in Fuderfässern vergoren und ausgebaut. In diesen 1.000 Liter fassenden Fässern aus Eichenholz vergären die Weine sehr langsam bei kühlen Temperaturen und dies meist mit eigenen Weinbergshefen. Im Wesentlichen beschränkt sich die Arbeit des Kellermeisters bei diesem sehr traditionellen Ausbau darauf, die Weine fortwährend sensorisch zu beobachten und den richtigen Zeitpunkt für die Abfüllung zu bestimmen.
Rieslingweine, die traditionell in Fudern ausgebaut werden, sind sehr gut strukturiert.
Durch den während der Fasslagerung fortwährend in kleinen Dosen eindringenden Sauerstoff sowie den intensiven und langen Kontakt mir den aus der Gärung stammenden natürlichen Hefen sind diese Weine zudem sehr lange haltbar. Die 240 Fuderfässer aus Wäldern der Pfalz und des Hunsrücks, von der Küferei Hösch, eine der wenigen noch aktiven Küfer in Deutschlands, kommen beim Riesling aber auch bei unserem Weißburgunder und den roten Rebsorten zum Einsatz.
Man gibt den Weinen besonders viel Zeit und Ruhe zur natürlichen Reife und Harmonisierung. Spät- und Auslesen aus den Fuderfässern werden erst im Juni bis August des auf die Ernte folgenden Jahres auf Flaschen gezogen. Dabei geht es bei dem Einsatz der Eichenfuder, die über viele Jahrzehnte jedes Jahr im Herbst aufs Neue mit frischen Mosten befüllt werden, nicht darum den Wein mit aus dem Holz stammenden Aromen zu verfeinern, wie dies im Vergleich zu den vielfach eingesetzten getoasteten Barriquefässern mit etwa 225 Litern Inhalt der Fall ist. Sondern im Gegenteil, bei diesem Ausbau werden die typischen und ja nach Lage und Jahrgang unterschiedlich ausgeprägten fruchtig-aromatischen Komponenten der Riesling Rebe bis zur Flaschenfüllung und viele Jahre darüber hinaus erhalten.
Die Trauben, die nicht ihren Weg in die Fuderfässer finden, werden genauso fachmännisch und qualitativ hochwertig in Edelstahltanks vinifiziert. Die Qualität der Weine ist hierbei ebenso hoch wie beim Ausbau in Holz. Lediglich der Weintypus ist ein anderer. Die Weine aus den Edelstahltanks besitzen eine Leichtigkeit und bringen viel Frische ins Glas. Die Wahrung traditioneller Techniken, der nachhaltige Weinbau sowie der Respekt vor der Natur haben oberste Priorität bei der Herstellung der Weine, erläuterte Aurélie Botton-Schmaus.
Hinter einer jahrhundertealten Geschichte verbergen sich auch gereifte Rieslingweine aus längst vergangenen Jahrgängen in der Schatzkammer. Keine andere weiße Rebsorte eignet sich so hervorragend zur Lagerung wie der Riesling, am besten gewachsen an Mosel, Saar und Ruwer. Sollte ein Weinliebhaber etwas Besonderes suchen, helfe man gerne, betonte Aurélie Botton-Schmaus.
Während der Kellerführung ging Aurélie immer wieder auf die Geschichte der einzelnen Weingüter ein:

 

Gründung des Bischöflichen Priesterseminar
Das Bischöfliche Priesterseminar Trier wurde 1773 zunächst unter dem Namen „Seminarium Clementinum“ durch Kurfürst- und Erzbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen gegründet. Bis heute ist es die Ausbildungsstätte des römisch-katholischen Bistums Trier für Priesteramtskandidaten. Die Rebfläche des Bischöflichen Priesterseminars umfasst 34 Hektar Land, darunter Lagen wie Erdener Treppchen und Trittenheimer Apotheke an der Mosel, Kaseler Nies’chen an der Ruwer und Ayler Kupp an der Saar.

 

Gründung des Bischöflichen Konvikt
Bischof Karl Mannay errichtete im Jahre 1806 in einem Domhaus die Domschule, die er später als „Kleines Seminar“ bezeichnete. Da das ursprüngliche Vermögen nicht ausreichte, um dem Andrang an Schülern gerecht zu werden, gründete man Anfang des 19. Jahrhundets einen Privatverein, der „über Mittel und Wege zum Studium auch unbemittelter Knaben für den geistlichen Stand“ nachdenken sollte. So konnte das Bischöfliche Konvikt Ostern 1840 mit 16 Jungen seinen Anfang nehmen. Das Bischöfliche Konvikt umfasst 37 Hektar Weinberge an allen drei Flüssen: Piesporter Goldtröpfchen an der Mosel, Ayler Kupp an der Saar, Avelsbacher, Eitelsbacher Marienholz und Kaseler Kehrnagel an der Ruwer. Der zum Besitz des Bischöflichen Konvikts gehörendes Duisburger Hof in Eitelsbach dient bis heute als Kelterhaus für alle Trauben die an Mosel und Ruwer geerntet werden.

 

Gründung der Hohen Domkirche
Die Geschichte des Trierer Doms, der ältesten Kirche Deutschlands und der ältesten Kathedrale nördlich der Alpen, reicht bis in die Anfänge des Christentums zurück. Kaiser Konstantin, der den verfolgten Christen im 4. Jahrhundert erstmals Religionsfreiheit gewährte, ließ unter Bischof Agritius in den Jahren 310 bis 320 die erste große Basilika in Trier errichten. Der Bau galt damals als die größte Kirche des Römischen Reiches.  Die Geschichte des Doms ist von jeher eng mit dem Weinbau verbunden. Dokumente aus dem Jahr 1249 belegen, dass die Mitglieder des Erzbistums während der Weinlese von ihren religiösen Verpflichtungen befreit waren. Zu den Weinbergen der Hohen Domkirche gehören 27 Hektar, davon rund sechs Hektar in einer besonders wertvollen Lage: dem Scharzhofberger an der Saar. Alle Trauben, die an der Saar geerntet werden, werden auf dem legendären Alten Scharzhof in Wiltingen gekeltert.

 

Akquise des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums
Das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Trier ist aus dem am 3. Februar 1561 eröffneten Trierer Jesuitenkolleg hervorgegangen. Der Weinbergbesitz dieser Schule stammt vor allem aus Schenkungen von Erzbischof Johann v. d. Leyen und Erzbischof Jacob zu Eltz (1561-1581). Als der Jesuitenorden 1773 von Papst Clemens XIV. aufgelöst wurde, bedeutete dies nach 210 Jahren auch das Ende des Jesuitenkollegs. Es wurde von Kurfürst Clemens Wenzeslaus (1768-1794) als „Kurfürstliches Gymnasium“ weitergeführt. Unter französischer Administration wurde das „Kurfürstliche Gymnasium“ zunächst als „Ecole centrale“ bzw. als „Ecole secondaire“ und ab 1811 als „Collège“ fortgesetzt. Durch ein kaiserliches Dekret Napoleons (1805) wurden der Schule die aus dem ehemaligen Jesuitenvermögen stammenden Gebäude und Weinberge zurückgegeben. Die Besitzungen blieben der Anstalt auch in preußischer Zeit erhalten. Das französische „Collège“ wurde als „königlich-preußisches Gymnasium“ fortgeführt und schließlich 1896 in „Friedrich-Wilhelm-Gymnasium“ umbenannt.
Der in Trier geborene Philosoph Karl Marx erhielt 1835 sein Abiturzeugnis in der Promotionsaula der Schule, heute als Aula des Bischöflichen Priesterseminars und gerne genutzter Veranstaltungssaal genutzt. Im Jahr 2003 akquiriert das Bischöfliche Priesterseminar das ehemalige Stiftungsweingut des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums und seit dem gehören die Rebhänge und die daraus entstehenden Riesling-Weine zum festen Bestandteil des Portfolios der Bischöflichen Weingüter.

 

Gründung der Bischöflichen Weingüter Trier – ein traditionsreiches Erbe
Durch den Zusammenschluss (1966) der drei bedeutenden Weingüter Bischöfliches Konvikt (gegr. 1840), Bischöfliches Priesterseminar (gegr. 1773) und Hohe Domkirche (gegr 1851) ist im Jahr 1966 ein Gut mit Weinbergen in absoluten Spitzenlagen entstanden: Die Bischöflichen Weingüter Trier.
Über 130 Hektar verteilt auf 160 Parzellen zu denen 35 Einzellagen berühmter Namen zählen, macht das Weingut zu traditionsreichen Erben mit einer weitreichenden Geschichte.

Die Ausführungen von Aurélie Botton-Schmaus waren so lebendig und kurzweilig geschildert, dass die Weingeschwister sozusagen an ihren Lippen hingen. So erzählte Aurélie, daß der Schriftzug auf den Etiketten der Orts- und Einzellagenweine auf einen historischen Druckstein von 1902 zurück geht, was einer Hommage an den Moselwein gleicht, der um die Jahrhundertwende eine seiner Blütezeiten erlebte. Für so manchen Wein aus den damaligen Besitztümern wurde damals mehr Geld bezahlt als für einen berühmten Bordeaux. Außerdem erfuhren die Weingeschwister, dass alle drei Inhaber (Bischöfliches Priesterseminar, Bischöfliches Konvikt und Hohe Domkirche) Gründungsmitglieder des Verbandes der Naturweinversteigerer gewesen sind. Dieser ist heute als VDP beziehungsweise Verband deutscher Prädikatsweingüter bekannt. 1971 wurde der Austritt beschlossen.


Der Ausstieg aus den Kellern erfolgte dann im Gebäude der Weinwirtschaft Friedrich-Wilhelm. Dort erhielten die Weingeschwister auf der Terrasse an einer langen eingedeckten Tafel eine kommentierte Weinprobe und einen von der Weinwirtschaft servierten Vesperteller. Es wurden folgende Weine probiert:

2021 (Saar) WILTINGER KUPP Alte Reben Riesling Spätlese trocken
2021 (Saar) AYLER Riesling Kabinett feinherb
2021 (Mosel) DHRONER HOFBERGER Alte Reben Riesling Spätlese feinherb
2021 (Saar) SCHARZHOFBERGER Riesling Kabinett
2021 (Ruwer) KASELER NIES’CHEN Riesling Spätlese
2014 (Mosel) DHRONER HOFBERGER Riesling Auslese

 

Da unsere neue Weinschwester Aurélie Botton-Schmaus bei der feierlichen Aufnahme in die Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer e.V. im vergangenen Jahr nicht am Bruderschaftstag teilnehmen konnte, übergaben gleich drei Präsidiumsmitglieder (Gabriele Meter-Lehnen (Secretaria), Vera Rizzo (Secretaria) und Jennifer Schlag (Bruderschaftsrätin zuständig für den Stammtisch Trier) im Namen des Bruderschaftsmeisters Prof. Dr. Johannes Werling die Insignien der Weinbruderschaft und hießen Aurélie in der Gemeinschaft der Weingeschwister herzlich willkommen. Gabriele Meter-Lehnen dankte Aurélie für diese sehr interessante Kellerführung und die wunderbar kommentierte Weinprobe mit der Anmerkung, dass Aurélie getreu dem Motto „das Wissen um den Wein weitergeben“ unserer Weinbruderschaft alle Ehre macht. Dies wurde von den anwesenden Weingeschwistern mit einem langen herzlichen Applaus bestätigt, bevor diese schöne Veranstaltung an der langen Tafel in einer lauen Sommernacht zu Ende ging.

 

Textpassagen zur Historie mit freundlicher Genehmigung der Bischöflichen Weingüter Trier

 

Fotoserien

Regionaler Stammtisch Trier zu Besuch bei den Bischöflichen Weingütern Trier (DO, 11. April 2024)

47 interessierte Weingeschwister der Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer e.V. erlebten einen faszinierenden Weinstammtisch

Urheberrecht:

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Mi, 12. Juli 2023

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