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Weinstammtisch im Weingut Immich-Anker, Enkirch

Nach einer längeren Corona- bedingten Pause trafen sich über 20 Weingeschwister des Traben-Trarbacher Stammtisches in Enkirch. Dieser Stammtisch bot die Gelegenheit, Weingeschichtliches und Weingenuss ideal zu verknüpfen. Nach einer kurzen Begrüßung durch Bruderschaftskanzler Hans Adolf Polch führte Professor Johannes Werling in einem gerafften Vortrag in die Geschichte des Weinortes Enkirch und des gastgebenden Weingutes Immich- Anker ein. 
Der Weinort Enkirch zählt zu den ältesten, kontinuierlich besiedelten Orten an der Mosel. Bodenfunde belegen dies ab der Jungsteinzeit (5000-2000 v. Chr.). Eine Urkunde von 732/33 n. Chr. enthält das Testament der Äbtissin des Klosters Pfalzel, der merowingischen Adeligen Adela (Tochter von Hugobert und Irmina, der Gründerin des Trierer Klosters Oeren = St. Irminen). Das Testament enthält eine Aufstellung aller dem Kloster geschenkten Güter und Weinberge, darunter auch solche in Anchiriacum (=Enkirch). Erzbischof Egbert von Trier (977-993) schenkte dem Klosterhof von Pfalzel in Enkirch drei weitere Weinberge. Auch die Abtei Corvey an der Weser besaß Weinberge in Enkirch, Traben und Kröv. Da sich in diesem Kloster seit 823 eine Reliquie des heiligen Stephanus befand, wurden unter dem Einfluss Corveys in diesen Dörfern Stephanus- Kapellen und -Altäre mit Weinbergen dotiert. Daher rührt der Name Stephans- bzw. Steffensberg für Weinlagen in diesen Orten. Enkirch zählte im Mittelalter zu den größten und bedeutendsten Moselorten mit eigener Gerichtsbarkeit. 1248 erhielt es als erste Gemeinde zwischen Koblenz und Trier Freiheits- und Stadtrechte. 
Die Weinprobe fand im modernen Präsentations- und Wirtschaftsgebäude des Weingutes statt, das sich in seiner avantgardistischen Architektur deutlich, jedoch keineswegs störend von der neugotischen Villa abhebt. Die Villa, die unter Denkmalschutz steht, wurde 1897 von Heinrich Philipp Immich erbaut. In der ansprechenden modernen Probierstube begrüßten uns der Juniorchef des Hauses Daniel S. Immich und der Senior und Weinbruder Heinrich Immich, der uns für die Jubiläumsausgabe des Mosel- Anrufs die Herbstaufzeichnungen seiner Familie zur Verfügung gestellt hatte. 
Die Familie Immich zählt zu den ältesten Winzerfamilien an der Mosel (seit 1425). Das Weingut wird heute von Daniel S. Immich in der 17. Generation geführt. Daniel (geb. 1980) hat ab 2007 eine Winzerlehre beim Weingut Clüsserath- Weiler in Trittenheim und in den bischöflichen Weingütern absolviert. Anschließend hat er mit ausgezeichnetem Erfolg die Ausbildung als Techniker für Weinbau und Önologie abgeschlossen. Das elterliche Weingut, das etwa 3,3 ha umfasst, führt er seit 2009. Vorausschauend und zukunftsorientiert wurde eine Photovoltaikanlage installiert, die seit 2013 sämtliche für den Betrieb erforderliche elektrische Energie erzeugt. Dadurch werden pro Jahr fünf Tonnen CO2 eingespart. Eine vorbildliche, nachhaltige Weinerzeugung. 
Daniel S. Immich präsentierte den anwesenden Weingeschwistern kompetent und kurzweilig eine repräsentative Auswahl der exzellenten und hochprämierten Weine des Hauses. Nach einem 2018er „Alte Reben Riesling trocken“ von über 90 Jahre alten Reben mit einer konzentrierten Frucht und einem 2018er „Eschewingert Riesling feinherb“, auf Rotschiefer gewachsen, den Gault&Millau mit 84 Punkten auszeichnete, kam der „Liebling vom Chef“, eine 2018er Riesling Spätlese halbtrocken Enkircher Herrenberg zur Verkostung, die auf Grauschiefer gereift war. Abgerundet wurden diese Weine durch eine feinherbe Spätlese „Alte Reben“ aus dem Enkircher Zeppwingert, die 85 Gault&Millau Punkte gewinnen konnte. Den Höhepunkt der Weinverkostung bildete eine Riesling Spätlese vom Steffensberg mit einem fantastischen Duft und einer vollmundigen Harmonie. Zu all diesen Weinen wurde der bekannte Enkircher Speckkuchen gereicht, so dass nicht nur Nase und Gaumen, sondern auch der Magen auf seine Kosten kam. 
In heiterer Unterhaltung klang der Stammtisch nach einem herzlichen Dank an Familie Immich allmählich aus. 
Es muss noch erwähnt werden, dass der Ur- Urgroßonkel unseres Weinbruders Heinrich Immich, der Weinhändler Philipp Daniel Immich, die sehr bekannte Weinhandlung Mitscher und Caspary in Berlin- Mitte besaß, die ein beliebter Treffpunkt von Adel und Großbürgertum war. Diese „Kultweinhandlung“ mit dem entsprechenden Lokal wurde 1785 gegründet und 1945 leider völlig zerstört. Sie war für den Weinhandel zwischen dem Weinerzeugergebiet Mosel und den Absatzmärkten Preußen, Schlesien und Pommern von enormer Bedeutung.

                                                 Johannes Friedrich Werling

Fotoserien

Weinstammtisch 2.9.2020 Immich-Anker, Enkirch (SA, 17. Februar 2024)

 Weinstammtisch am 02.09.2020 Immich-Anker, Enkirch

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Mi, 02. September 2020

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