Weingutsführung am 15. September 2012 in Kasel
Michael Kleeberg
Eine Baustelle mit Totalsperrung der direkten Zufahrtsstraße sorgte dafür, dass einige Teilnehmer auf Umwegen, d.h. mit etwas Verspätung, beim Kaseler Winzerverein, heute Weinmanufaktur Kasel e.V., eintrafen. Etwa 15.15 Uhr konnte unser Bruderschaftsmeister Helmut Ort alle Teilnehmer begrüßen. Er dankte dem 2. Vorsitzenden der Weinmanufaktur, Herrn Josef Scholtes und dem Bürgermeister von Kasel, Herrn Karl-Heinrich Ewald, für den herzlichen Empfang und die Ausgestaltung der Weinprobe.
Bruderschaftsmeister Helmut Orth vermittelte einen allgemeinen Überblick über die Weinregion Ruwertal, häufig aufgelockert durch erheiternde Bemerkungen. Anschließend informierte Josef Scholtes über die Geschichte der Weinmanufaktur Kasel e.V. und die Besonderheiten der Steilhänge an der Ruwer.
Die nächste Probe fand in Mertesdorf statt. Aus der Steilhanglage Lorenzhof wurde ein 2011er Lorenzhöfer Riesling Kabinett feinherb vom Weingut Karlsmühle, Inhaber Peter Geiben, gereicht. „Die rassige Säure und Mineralität überzeugt, eine gute Anlage für kommende Jahre“ (Bernward Keiper“).
Die dritte Verkostung liegt genau gegenüber der Lage Lorenzhof, am Mertesdorfer Herrenberg. Hier wurde ein Mertesdorfer Herrenberg Riesling Kabinett fruchtig ausgeschenkt. Dieser Wein stammt vom Winzer und Kellermeister Ludwig Breiling. Er leitete Jahrzehnte das VDP Weingut Karthäuserhof. „Seine gesamte Erfahrung schmeckt man seinem Mertesdorfer Kabinett an. Die fein abgestimmte Süße, mit dem ausgewogenen Säurespiel zeugt von einem großen 2011er“ (Bernward Keiper).
Das herrliche Wetter, das romantische Ruwertal, die Qualität der verkosteten Weine und - last but not least - die temperamentvolle Führung unseres Weinbruders Bernward Keiper durch die Terroires der betroffenen Weinlagen und zu den dargebotenen Weinen haben alle Teilnehmer begeistert.
Von der Weinverkostung im Weinberg brachte uns der Bus zum Hotel Weingut Weis in Mertesdorf. Auch hier erwartete uns herrlicher Spätsommersonnenschein. Auf der Terrasse des Hotels Weis vermittelte Bruderschaftsmeister Helmut Orth wichtige grundlegende Informationen zum Hotel. Vier hervorragende Weine aus dem renommierten Weinguts Erben von Beulwitz, das Herr Weis vor ungefähr 30 Jahren erworben hat, wurden zum Verkosten ausgeschenkt und von Herrn Weis fachkundig erläutert.
Im Restaurant kündigte Bruderschaftsmeister Helmut Orth mit Leidenschaft den Vortrag „Weinbergbrachen an der Mosel“ von Maren Schneider an. Sie führte uns mit Begeisterung in die Problematik des seit Jahren anstehenden Problems ein. Als Ergebnisse ihrer Untersuchung vermittelte Frau Maren Schneider:
Unter landschaftsästhetischen Gesichtspunkten ist festzustellen, dass die bewusste Einschätzung und die unbewusste Wahrnehmung der Befragten deutliche Diskrepanzen aufzeigt und dass die Weinbergsbrachen mehrheitlich negativ beurteilt werden. Verbrachungserscheinungen, die dem Offenlandcharakter und dem farbigen Erscheinungsbild der Weinbergslandschaft am nächsten kommen und in sich zusammenhängende Einheiten bilden, werden weniger wahrgenommen und daher weniger negativ beurteilt."
Der Steillagenweinbau als regionales Alleinstellungsmerkmal hat nur für einen Teil der Touristen bedeutende Auswirkungen auf das Reiseverhalten. Das bedeutet, dass der größere Teil der Gäste dem Anbaugebiet auch in Zukunft treu bleiben wird. Die große Zahl der noch Unentschlossenen erfordert allerdings gezieltes Handeln, denn die Gäste wünschen sich die Erhaltung der anthropogenen Prägung der Landschaft.
Der hieraus abgeleitete Handlungsbedarf umfasst folgende grundsätzliche Möglichkeiten:
- Streuobstanbau, Nutzkräuteranbau, maschinelle Pflege (Mähen bzw. Mulchen), Beweidung, Brandrodung, Aufforstung, Niederwaldbewirtschaftung / Tolerieren der Brachen, Tier-/Erlebnispark.
- Beim Management von Brachflächen gilt es, landschaftsästhetische Wünsche mit ökologischen Bedürfnissen, reliefbedingten Gegebenheiten sowie finanzielle und personelle Zwänge in Einklang zu bringen.
- Dabei sind zwei Hauptziele anzustreben: ein geordneter Rückzug aus der Fläche und eine Verhinderung der Verwilderung der Kulturlandschaft.
Um diese Ziele zu erreichen, empfiehlt Frau Maren Schneider folgende konkrete Maßnahmen:
Zunächst sind gesetzliche und kommunale Voraussetzungen zu schaffen hinsichtlich Weinbauflächen, Übergangs- und Rodungszonen sowie die Festschreibung von Nutzungsprioritäten. Daraufhin gilt es Möglichkeiten zu ergründen und zu realisieren: Weinbergsbrachen als Ausgleichsflächen nutzen, kollektive Managementmaßnahmen organisieren, kreative Ideen entwickeln (punktuell), und eine Landschaftstaxe als Weg der Finanzierung in Erwägung ziehen.
Frau Maren Schneider zieht folgendes Fazit:
Die Weinbergsbrachen sind weder Gefahr, noch Chance, sondern eine Herausforderung. Ein angestrebter Erfolg setzt jedoch ein Umdenken voraus! Der Weintourismus wird die spezifische Tourismusart des Mosel-Saar-Gebietes bleiben. Er hängt jedoch vom Wandel der Kulturlandschaft ab, aber auch von der Qualität des touristischen Angebotes.
Zum Menü-Auftakt wurde von Hotel Weis als Aperitif ein hervorragender 2008er von Beulwitz brut serviert, Riesling Winzersekt, Original Flaschengärung, handgerüttelt, Weingut Erben von Beulwitz. Es folgte das attraktive Dreigängemenü. Präsidiumsmitglied Bernward Keiper kommentierte die jeweils hierzu passend ausgewählten leckeren Weine. Stets nachgeschänkter Wein förderte heitere und interessante Gespräche bei bester Stimmung.
Bruderschaftsmeister Helmut Orth dankte abschließend den Mitarbeitern des Restaurants und allen Teilnehmern der Weingutsführung und beendete die Veranstaltung um etwa 22.00 Uhr.
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